Nach Solingen: Sachlichkeit statt Alarmismus und Hetze

Ja, es fällt schwer, sachlich zu bleiben nach Messerattacken und ähnlichen Ereignissen.

Aber seien wir ehrlich, die vielfältigen populistischen Ideen und Vorschläge auch unserer führenden Politiker werden zukünftig keine derartige Aktion verhindern.
Aufnahmestopp von Menschen aus bestimmten Herkunftsländern, Abschieben "im großen Stil", eine Abschiebepraxis, bei der "kein Stein auf dem anderen bleiben" soll, Messerverbote, das Hochstilisieren eines Ereignisses als notwendiger "Wendepunkt" der Migrationspolitik, die großartigen Ideen von weiter rechts gar nicht aufgezählt.

Doch betrachten wir es sachlich.

Wer sowieso dagegegen war, wer denkt, dass es zuviele Menschen mit Migrationshintergrund bei uns gibt und Migration für die "Mutter aller Probleme" hält oder gar die "Umvolkung" fürchtet, der fühlt sich durch einen radikalisierten Flüchtling aus Syrien bestätigt, der möglichst viele Menschen mit einem Messer umbringen oder verletzen will. Der hat es ja schon immer gewußt.

Aber auch uns Gutherzigen, die wir rein sachlich wissen, dass es ohne Einwanderung in Zukunft nicht gehen wird, auch uns, die wir die AWO-Werte wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz vertreten, auch uns fällt es schwer, dagegen zu halten und einem vermeintlichen Mainstream zu widerstehen.

Nein, das meint nicht Toleranz gegenüber Mördern. Ein solcher Täter gehört verurteilt, da braucht es nicht die dann immer aufgestellte Forderung nach der "ganzen Härte des Gesetzes", sondern ganz einfach nur dessen Anwendung. Und eine Verbüßung der daraus folgenden Strafe.

Unsere Toleranz gilt dem Bunten, Vielfältigen, nicht denen, die die Regeln mißachten oder sie abschaffen wollen, unsere Solidarität den Geflüchteten, die sich hier etwas aufbauen wollen.
Zum Beispiel denen, die ein 20-jähriges westliches Engagenment in Afghanistan erst ermöglicht haben, den Helfern und Ortskräften, den Menschen, die an das Versprechen der Demokratisierung ihres Landes geglaubt haben und die jetzt um ihr Leben fürchten müssen. Und denen man jetzt aus fadenscheinigen Gründen (nicht erst seit Solingen) die versprochene Rettung verweigert.

All denen, die (jetzt) pauschal als Problem behandelt und damit ausgegrenzt werden. Und nein, wir sind weder einäugig noch blauäugig, wir sind realistisch und menschlich. Und nicht populistisch.

Es mag schwer fallen, aber da muss man sich schon entscheiden, da hilft kein "Ja, aber...".